„Mit anderen Augen“…

…sind die über 40 Gäste des Film- und Diskussionsabends am vergangenen Freitag im Katholischen Gemeindehaus in Jena gemeinsam unterwegs. Die Filmemacherin, Anita Leyh, und zwei der Protagonistinnen präsentieren den Dokumentarfilm „Mit anderen Augen“, der in 2016 in Eckolstädt bei Apolda von und mit deutschen und syrischen Frauen entwickelt worden war. Unter den Gästen sind auch Patenschaften des TLSFV im Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“, die den Abend als gemeinsame Aktivität geplant haben. Ebenfalls anwesend ist die Vorsitzende des TLSFV, Rosa Maria Haschke.

Mit Hilfe eines syrischen Übersetzers folgt der Filmvorführung eine rege Diskussion über die Erfahrungen sowohl der Protagonistinnen mit den syrischen Frauen im Film wie auch der anwesenden Geflüchteten, Christen und Muslimen, in Deutschland und mit den Deutschen. Auch eine persönliche Prognose für die eigene Zukunft und die der Kinder erfragen die einheimischen Teilnehmer*innen von den Zugewanderten.

„Wo sehen Sie sich und Ihre Familie in 10 Jahren? Wenn wieder Frieden herrscht in Ihrem Land – wollen Sie dann wieder zurückkehren?“, will es eine Frau ganz genau wissen. Daraufhin antwortet ein syrischer Vater in seiner Heimatsprache: „In 10 Jahren spreche ich Ihre Sprache gut und ich habe auch sicher Arbeit gefunden. Meine Kinder fühlen sich jetzt schon sehr wohl hier. In der Schule gibt es keine Probleme. Sie können ein gutes Leben hier haben. Deutschland wird in 10 Jahren unsere zweite Heimat geworden sein. – Ehrlich?! Dann wollen wir nicht mehr zurück!“ Und er fügt noch hinzu: „Aber das ist nur meine Perspektive!“

Ein muslimischer Zahnarzt unter den Gästen meldet sich zu Wort. Er dankt den Deutschen dafür, dass sie ihn gut aufgenommen haben und er eine neue Lebensperspektive entwickeln konnte. Er sagt – auch an seine Landsleute gewandt: „Sprachelernen ist das wichtigste! Das müssen wir als erstes tun!“ Er lerne Deutsch im medizinischen Praktikum und bei der Arbeit in der Produktion eines Jenaer Unternehmens. Nachdem er ausreichend Deutsch gelernt habe, werde er irgendwann wieder in seinem akademischen Beruf arbeiten, doch bis dahin arbeite er auch in fachfremden Bereichen und verrichte Hilfsarbeiten, damit er Geld zum Leben habe. Seine Perspektive sei positiv und er sei sehr dankbar!

Frau Klaußnitzer, eine der beiden Protagonistinnen, wird nach ihrem Rat für alle Anwesenden gefragt im Hinblick auf die Begegnung mit Zugewanderten. „Offenheit! Gehen Sie mit Offenheit auf die Menschen zu!“ Zusammenwachsen gehe nur über Zusammenkommen, um sich gegenseitig kennen- und verstehen zu lernen. Frau Weidner, die zweite anwesende Protagonstin aus dem Film, lächelt und erklärt: „Ich habe viel Spaß und viel Freude in der Gemeinschaft mit den Zugewanderten.“ Sie lebt zusammen in einem Wohnhaus mit geflüchteten Familien, dort, wo der Film gedreht worden war. Für sie stellen die neuen Nachbarn keinerlei Bedrohung dar. Einige seien inzwischen sehr gute Freunde geworden. Die Pat*innen des TLSFV unter den Teilnehmer*innen schauen einander an und nicken sich zu. Ja, auch sie sind inzwischen zu Freund*innen geworden! Später verabreden sie sich für die kommende Woche: „Wir wollen uns noch einmal über diesen Film und den heutigen Abend austauschen und dabei Deutsch lernen!“

Dorothee Kreling

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