Anja Jakubik, Projektreferentin im Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ im Gespräch mit einer ehrenamtlichen Helferin eines Flüchtlingsfreundeskreise
Seit 2015 engagieren sich im Flüchtlingsfreundeskreis Jena-Ost viele ehrenamtliche Helfer*innen an der Seite von geflüchteten Menschen. Von Beginn an ist auch Annika dabei. Sie suchte damals, als die vielen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung zu uns kamen, eine Möglichkeit, diesen Menschen zu helfen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wie viele dieser Geschichten begann auch für Annika alles vor 2 ½ Jahren in einer Turnhalle, in der viele, geflüchtete Menschen vorerst untergebracht worden waren.
„Wir (die Mitglieder des Flüchtlingsfreundeskreises) standen damals vor sich ständig verändernden Herausforderungen, die täglich gemeistert werden mussten“, berichtet Annika. Um den Alltag der zugewanderten Menschen etwas abwechslungsreicher zu gestalten, wurden u.a. Wanderungen organisiert. Diese kamen außerordentlich gut an. „Wir merkten schnell, dass ein reges Interesse an Beschäftigung und Wissensdurst hinsichtlich Land und Kultur bestanden“, erinnert sich Annika. „Im Laufe der Zeit wurden aus den zuerst fremden Menschen Freunde. Einige unserer Helferinnen und Helfer verbringen nun auch außerhalb der Freundeskreis-Aktivitäten Zeit mit den Familien.“ Sie lächelt und wird dann wieder ernst: „Um uns noch mehr engagieren zu können, fehlte uns allen damals die fachliche und auch finanzielle Unterstützung.“ Da wäre bspw. das Anliegen im Freundeskreis gewesen, mehr den Wünschen der geflüchteten Menschen zu entsprechen; das sei aber finanziell nicht möglich gewesen. Zum Beispiel wünschten sich die Kinder einen Zoo-Besuch. Die Frauen hätten gern einen gemeinsamen Häkel- und Stricknachmittag miteinander gestaltet.
Mit der Zeit wurde es leichter. Die Organisation verlief reibungsloser und die Ehrenamtlichen erhielten fachliche und finanzielle Unterstützung – auch über das Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“. „Heute können wir auf eine bewegte Zeit zurückblicken und möchten keine unserer Erfahrungen missen!“, erklärt Annika. „Dennoch hat sich die Zeit gewandelt und wir, als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, sind mehr denn je gefragt.“ Immer noch gäbe es viele Situationen im täglichen Leben, die Geflüchtete nur mit Pateninnen und Paten zu meistern wüssten. Da sei bspw. das Verstehen eines Briefes vom Bundesamt, die Eröffnung eines Kontos bei der Bank, die Unterstützung bei der Wohnungssuche oder auch „einfach“ ungeklärte Alltagsfragen.
„Wir sind sehr verlässlich geworden! Auf unsere Hilfe kann man zählen!“, so Annika mit deutlichem Stolz in der Stimme. „Bei einem gemeinsamen Kaffee oder einem Besuch im Museum kommt man sich näher und lernt einander immer besser kennen. Die Stärkung und Wertschätzung von „ganz oben“ (durch das Bundesministerium und dieses Programm) geben uns zusätzliche Kraft und helfen uns dabei, dass wir täglich weitermachen können!“ Und dann erinnert sie sich noch, was eine Freundin aus Syrien ihr in der vergangenen Woche zur Verabschiedung bei einem Treffen ins Ohr flüsterte: „Ich bin froh, dass es dich gibt! – Das war das schönste, was ich hätte hören können! Ich mache auf jeden Fall weiter!“