Am 09.11.-10.11.2021 fand der 6. BBE-Fachkongress (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) „Menschen stärken Menschen“ online statt . Wir haben diesen für Sie besucht und berichten Ihnen gern davon:
In diesem Jahr stand der Fachkongress im Programm »Menschen stärken Menschen« unter der Überschrift: »Weiter so oder doch ganz anders? In bewegten Zeiten Chancen mit Pat*innenschaften eröffnen.« Im Mittelpunkt standen innovative Ansätze für die Gestaltung von Pat*innenschaften, Diskurse um die Gestaltung von Vielfalt und Beförderung von Teilhabe sowie gute Beispiele der Engagement-Förderung zur Stärkung der Demokratie.
Der BBE-Fachkongress richtete sich an Expert*innen im Themenfeld, Programmträger*innen, Partner*innen und Förder*innen sowie Expert*innen aus Zivilgesellschaft, Staat, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft. Erfahrungen und gesammeltes Wissen wurde mit den Beteiligten ausgetauscht, um an einer Weiterentwicklung der Fachdiskurse und der Erarbeitung von Lösungsansätzen mitzuwirken.
Weiter so oder doch ganz anders?
Ein paar Zahlen:
– 700 Standorte deutschlandweit wurden gefördert.
– 150.000 Patenschaften wurden gestiftet seit 2016.
– 600 verschiedene Trägerschaften und Vereine arbeiten im Programm „Menschen stärken Menschen“ bundesweit mit.
Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wurde eine Wirkungsanalyse in den vergangenen 2 Jahre in Auftrag gegeben. Das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH (IfS) haben diese Analyse erarbeitet. Dr. Frank Gesemann stellt den Bericht vor, der in Kürze veröffentlicht wird und dann hier bei uns auf der Homepage des TLSV einsehbar ist.
Ergebnisse und Inhalte der Wirkungsanalyse:
Was können Pat*innschaften leisten?
Wie wirken sie?
Kann das Programm seine Ziele einer gesellschaftlichen Integration und der Stärkung des Zusammenhalts erreichen?
Die Wirkung und Zielerreichung des Programms »Menschen stärken Menschen«
Die Session widmet sich den Kernergebnissen aus dem Abschlussbericht der zweiten Wirkungsanalyse zum Pat*innenschaftsprogramm. Im Zentrum der Analyse steht zum einen die Wirkung der Pat*innenschaften und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts auch im Hinblick auf Integration und die Erweiterung des Programms auf neue Zielgruppen. Zum anderen werden Engagement fördernde Strukturen und Prozesse in den Blick genommen. Dr. Frank Gesemann (DESI) berichtet in einem Fachgespräch mit dem Moderator von zentralen Ergebnissen der Wirkungsanalyse. Die Ergebnisse wurden durch Susanne Rindt, AWO Bundesverband, aus der Perspektive einer Vertreterin der Programmträger kommentiert.
Fazit der letzten Jahre in der Entwicklung des Patenschaftsprogramms
Seit 2016 hat das Programm seine Wirkung auf geflüchtete Menschen ausgestrahlt. Hier konnte man nachweislich erkennen, gegenüber geprüften Kontrollgruppen, dass die Initiierung von Patenschaften bei Geflüchteten durchaus einen sehr hohen positiven Effekt erzielte. Die Stärkung von sozialen Kontakten, die Förderung der Selbstachtung und das gewonnene Selbstvertrauen im Zusammenhang mit Tandems konnten nachgewiesen werden. Die Neuausrichtung und Erweiterung des Programms auf Chancenpatenschaften wurde bei allen Trägerschaften positiv angenommen und umgesetzt. Durch die einfachen Strukturen innerhalb des Programms konnte vom Bund bis hin zu den Kommunen eine Kooperationskultur entstehen. Die Arbeit wurde in den Organisationen auf lokaler und regionaler Ebene ausgeweitet. Zivilgesellschaftliche Cluster sind entstanden. Bestehende Strukturen wurden genutzt und durch die Unterstützung von finanziellen Mitteln des Bundes ausgebaut. So ist auch mehr Hauptamt aus dem Ehrenamt entstanden.
Aussichten und Wünsche von Trägern an das Programm und die nächsten Schritte
– Gerne eine Erweiterung auf andere Zielgruppen, bspw. ältere Menschen.
– Mehr und bessere Planungssicherheit für alle Beteiligten.
– In Zeiten der Pandemie können hier auch Patenschaften gut greifen.
– Die freie Gestaltung des Programms unbedingt beibehalten.
– Soziale und psychologische Folgen der Pandemie unterstützen.
– Möglichkeiten sollten geprüft werden, diese konstruktiv in Strukturschwache Gebiete zu bringen.
– Menschen, die lange in Isolation gelebt haben, mit Patenschaften unterstützen.
Patenschaften leisten vor Ort einen wesentlichen Beitrag für die Zivilgesellschaft und bilden eine wichtige zwischenmenschliche Brücke in der heutigen Zeit. Fragen der sozialen Ungleichheit und der unterschiedlichen Teilhabe Chancen fängt dieses Programm auf. Hier wird ein unabdinglicher Beitrag geleistet für mehr Integration und Teilhabe in unserer Gesellschaft. Die Bedarfe müssen im Rahmen der Corona Pandemie erhört werden. Die Bewältigung der Herausforderung könnte dieses Programm teilweise abdecken. Es können viele Lücken geschlossen werden, die durch gewachsene Strukturen durch Mentees und Pat*innen aufgebaut wurden.
Im weiteren Verlauf gab es Gastbeiträge und Diskussionsrunden über:
1. Rassismus sensible Haltung in der Pat*innenschaftspraxis
2. Mentoring und Pat*innenschaften – aber welches Modell?
3. Vernetzt und gebündelt – Städte und Bildungslandschaften gegen Ungleichheit
4. Hybridisierung und innovative Ansätze für gelingende Pat*innenschaften
5. Vorhandene Ressourcen nutzen – Mentoring langfristig etablieren
6. Weg in die Zukunft: Innovation und Demokratiestärkung durch Zivilgesellschaft
Wohin kann es in Zukunft gehen?
Zum Ende des Kongresses wurde der Bick auf Ansätze der Weiterentwicklung und Zukunftsorientierung gerichtet:
Was kann Zivilgesellschaft, was das Programm leisten, um gesellschaftliche Entwicklungen zu befördern? Wo können neue Bezugspunkte für Solidarität entstehen? Was brauchen wir zukünftig für die Verbesserung von Teilhabemöglichkeiten? Welche Wege schlagen wir ein für ein gutes Miteinander in einer diversen Gesellschaft? Wie kann Zivilgesellschaft noch besser Gehör finden?
Die Panelist*innen diskutieren über Möglichkeiten der Stärkung des Zusammenhalts und der Demokratie in der Gesellschaft durch nachhaltige Engagementförderung.
Prof. Dr. med. Alena Buyx, Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien
Andreas Willisch, Thünen Institut für Regionalentwicklung
Dr. Emilia Roig, Center of Intersectional Justice
Michael Tetzlaff, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Harald Kühl, FREIER STUHL, Moderation
Fazit der Tage
Das Programm ist eine Erfolgsgeschichte und muss dringend in seiner Eigenständigkeit von allen Teilnehmer*innen weiter unterstützt werden, um den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu wahren und zu stärken.