05.12.2017, 13:00 Uhr, Erich-Kästner-Grundschule, Gera
Ich laufe auf das Schulgebäude zu und denke: Ah, Piet Mondrian! – Woher das wohl kommt? 😉
Heute bin ich eingeladen, an einem Treffen der Patenschaftsgruppe der Schule teilzunehmen. Frau Meßerschmidt trifft sich mit „ihren“ Tandems in Raum 201. Wir kennen uns noch nicht persönlich, lediglich vom Telefon und über Emails. So bin ich nicht nur auf die Kinder, sondern auch auf die begleitende Pädagogin gespannt. Frau Meßerschmidt ist praktisch und pragmatisch unterwegs; nach einem kurzen Hallo werde ich gleich eingebunden: „Wir brauchen noch die Spiele!“ Aus einem kleinen Besprechungsraum holen wir Tischspiele und bringen sie in den Klassenraum, wo sich die insgesamt 14 Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren regelmäßig einmal in der Woche am Nachmittag treffen. „Die erste halbe Stunde spielen wir immer – so zum Ankommen! Um 14 Uhr kommen die beiden Viertklässler; die haben länger Schule!“
Und dann trudeln die ersten Kinder herein. Sie begrüßen mich sehr höflich und mit Handschlag und sagen mir ihre Namen. Ich freue mich auf die vor mir liegende Stunde. Die Situation erinnert mich an meine Berufsjahre als Erzieherin im Hort. In einer Runde von sechs Personen spielen wir Mensch-ärgere-dich-nicht und ich lerne die Pat*innen ungezwungen kennen. Überhaupt sind alle gesund-neugierig und suchen von sich aus den Kontakt zum „Gast des Tages“. Als die beiden Viertklässler kommen, geht es erst mal um Organisatorisches: Nächste Woche geht es ins Museum. Dafür müssen alle an die Elternzettel denken!
Und dann kommt die Attraktion des Tages: Eine große Box wird auf den Tisch gelegt und geöffnet. Mit „Wollen doch mal sehen, wie weit wir damit in der nächsten dreiviertel Stunde kommen!“ gibt Frau Meßerschmidt den Playmobil-Bauernhof frei. Na, und dann ist was los im Raum!
Mir ist ein bisschen mulmig: Wie sollen die Kinder denn jetzt diese vielen zerlegten Stücke aufteilen, ohne dass es Zoff gibt?
Doch nach ein paar Minuten haben sich Grüppchen gebildet, die alle irgendwie am Aufbau des Bauernhofes beteiligt sind. Es gibt eine Gruppe von Jungen, die sehr engagiert das Gebäude in Angriff nimmt. Einige Mädchen basteln an der Koppeleinzäunung, andere bemühen sich, Kleinteile zusammen zu bringen in die jeweilige Form. So entsteht z.B. eine Melkmaschine.
Es wird hin und her gelaufen, nach einzelnen Teilen gesucht, beraten und ausprobiert, der Bauplan und die Box werden herübergereicht als Ratgeber und so entwickelt sich der Bauernhof. Am Ende der Stunde steht das Gebäude fertig da. An einem der nächsten Treffen wird dann eingerichtet und Tiere und Bewohner können einziehen. Die Zeit ist um. Alle Kleinteile werden eingesammelt und sicher verstaut, das Haus vorsichtig in den Besprechungsraum getragen. Dort ist es sicher gelagert!
Alle sind offensichtlich sehr zufrieden und gut gelaunt! „Kommst du nächstes Mal wieder?“, fragt mich eines der Mädchen. Nein, leider nicht. Sehr schade! Aber ich bin froh, dass ich heute einmal hier dabei sein durfte, sozusagen „mitten drin“.
Das war ein echtes Bonbon, fast so süß, wie die Nikolaus-Schoko-Lollies, die ich den Pat*innen als kleinen Gruß aus Jena mitgebracht hatte!
Wieder einmal bin ich fasziniert, wieviel und wie viel-seitig Kinder im Spiel lernen können. Heute wurden intensiv Sprache und Teamwork geübt, ohne dass man es vordergründig gemerkt hätte, eben spielerisch.
Noch ganz berauscht von den schönen Erlebnissen verabschiede ich mich und gehe zurück zu meinem Auto. Vielleicht kann ich ja im neuen Jahr noch einmal vorbeikommen!?
Dorothee Kreling