Freitag, 08.09.2017, 09:30 Uhr, Jena-Innenstadt
Im Gemeindehaus der katholischen Pfarrgemeinde in Jena haben sich die Teilnehmer_innen der Kita Fortbildung „Interkulturelles Handeln“ eingefunden. Nach kurzer Begrüßung wird sofort eingestiegen in das Thema „Interkulturelle Kompetenz“. Frau Dr. Dathe, Geschäftsführerin von „Interculture.de e.V.“, führt ins Thema ein. „Was heißt eigentlich Interkulturelle Kompetenz?“
Der Vortrag ist interaktiv gestaltet; die Teilnehmer_innen dürfen sich allzeit aktiv einbringen. Das tun sie sehr schnell und schon bald wird deutlich: Die Rahmenbedingungen, unter denen die Teilnehmer_innen der Fortbildung arbeiten, sind sehr verschieden. Daraus resultieren unterschiedliche Anforderungen und demzufolge auch verschiedene Ansprüche an die Arbeit mit zugewanderten Kindern und ihren Elternhäusern. Zu der Veranstaltung des TLSFV sind Erzieher_innen aus verschiedenen Regionen Thüringens nach Jena gekommen. Ein halbes Team einer kleinen Kita im ländlichen Bereich aus der Nähe von Mühlhausen sitzt neben zwei Erzieherinnen aus einer Plattenbausiedlung in Jena. Andere Fachkräfte kommen aus einem Sozialen Brennpunkt in Gera, eine Erzieherin aus einer Kita zwar mit Kindern unterschiedlicher kultureller Hintergründe, aber keinen geflüchteten Kindern.
„Wir versuchen, unseren geflüchteten Eltern zu ermöglichen, so lange wie möglich dabei zu bleiben in der Eingewöhnungszeit. Auch für sie ist alles neu, nicht nur für ihre Kinder. Sie sollen sich sicher sein, dass die Kinder in guten Händen sind!“ Eine andere Erzieherin berichtet, dass bei der großen Anzahl an zugewanderten Familien im Einzugsgebiet der Kita und der damit verbundenen hohen Zahl an geflüchteten Kindern zur Eingewöhnung, eine Zeit des langsamen Sich-Aneinander-Gewöhnens einfach nicht gegeben ist. „Das würden wir nicht schaffen!“
Die Atmosphäre in der Gruppe ist sehr angenehm. Keiner muss das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen. Viel eher staunt man im gemeinsamen Austausch und reflektiert die eigene Situation auf dem Hintergrund des Gesagten. „Es tut gut, von anderen zu hören und selbst einmal gehört zu werden!“, äußert sich eine Erzieherin. Mit anderen über Erfahrungen reden, Neues hören, Anregungen finden oder „einfach“ auch einmal ein bisschen Verständnis – all das sind gewünschte Entwicklungen im Seminar.
Am Nachmittag teilt sich die Gruppe in zwei Workshops auf: Theaterpädagogik mit Frau Gianna Hennig und Kunst/Gestaltung mit Frau Pantea Lachin. Die beiden Referentinnen erarbeiten Ansätze und Gestaltungsideen für die pädagogische Praxis gemeinsam mit den Teilnehmer_innen. Es wird bunt und sehr praktisch!
Das Fazit des Tages: Jeder nimmt etwas mit für die persönliche Arbeit in den verschiedenen Einrichtungen. Das Feedback ist allgemein positiv. Eine Teilnehmerin meint: „Man muss sich eigentlich in dieser Gruppe nach ein paar Wochen noch einmal treffen, um über die weiteren Entwicklungen und Erfahrungen zu sprechen! Das wäre spannend!“
Dorothee Kreling