„Warten mit Godot“ – Theaterprojekt des Christlichen Gymnasiums Jena

Eine intensive Woche des Arbeitens liegt hinter den Schüler*innen der Sprachklasse und einer 11. Klasse des Christlichen Gymnasiums Jena. Die Jugendlichen erarbeiteten ein Theaterstück; der Text wurde selbst geschrieben und die Inszenierung in der Gruppe entwickelt.

Ich darf einen Teil der Generalprobe miterleben vor Ort in der Theaterfabrik Gera. Zwischen größtenteils deutschen Sätzen sind hier und da auch arabische Worte zu vernehmen. Es ist gar nicht wichtig, jedes Wort zu verstehen; Szenerie und Kontext entschlüsseln die für mich unverständlichen Sätze.

Der Theaterpädagoge, Peter Przetak, der die Jugendlichen auf ihrem Weg zur Darbietung begleitet, motiviert und fordert, verweist im Gespräch mit mir auf den Prozess der Entstehung des Stückes und darauf, was in und durch die Jugendlichen selbst entwickelt werden kann und konnte. Diese Entwicklungen, manchmal erst auf den zweiten Blick wahrnehmbar, seien das Wesentliche und nicht, wie irrtümlich und meistens angenommen, das fertige Produkt, so Herr Przetak.

Die Theaterwoche war initiiert worden von Annegret Nickel-Gemmeke, Deutschlehrerin und stellvertretende Schulleiterin am Christlichen Gymnasium Jena. „Mir war wichtig, dass unsere deutschen Schüler mit den Jugendlichen der Sprachklasse zusammenkommen und gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten.“ Es wurden im Vorfeld Patenschaften geschlossen, die über die Theaterwoche hinweg Bestand haben werden. So sind weitere Aktionen geplant, bspw. ein Tag mit gemeinsamem Kochen und Speisen.

Gemeinschaft baut Brücken auf und Vorurteile ab. Ein syrischer Jugendlicher sagte mir: „Am Anfang hatten wir irgendwie Angst voreinander. Jetzt sind wir schon Freunde! Das ging schnell und tut gut! Wir wollen auch noch mehr miteinander machen in der Zukunft!“

Es sei sehr wichtig für viele ihrer Schüler*innen, so die Lehrerin der Sprachklasse, Svetlana Thomas-Cholutaeva, die ebenfalls begleitend tätig ist, dass sie Wertschätzung erfahren und dadurch ihr Selbstbewusstsein gestärkt wird. Außerhalb der Schulzeit werden viele der Schüler*innen der Sprachklasse permanent an ihre schwierige Situation und das Fehlen der Eltern oder oft zumindest eines Elternteils erinnert. Ein Mädchen berichtete, sie würde nur in der Schule lachen. Dort, wo sie wohne, sei es sehr traurig und sie weine oft, weil sie ihre Mutter sehr vermisst.

Schade, dass ich zur Aufführung selbst nicht dabei sein kann. Aber es gibt eine zweite Chance: Am Samstag, den 25.03.2017, innerhalb der Festveranstaltung zum „Tag der Begegnung“ in Jena am Christlichen Gymnasium werden alle Gäste das Stück in Auszügen noch einmal präsentiert bekommen. Alle Interessierten sind herzlich willkommen! Wir beginnen den Tag gemeinsam um 10:15 Uhr auf dem Schulgelände in der Altenburger Straße.

Dorothee Kreling

 

 

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